Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten monatlich 37,2 Millionen Arbeitsstunden (!) in Sportvereinen ab. Hochgerechnet auf ein Jahr entspricht das einer Wertschöpfung von 6,7 Milliarden Euro*. Diese Zahlen machen deutlich, dass das Sportsystem in Deutschland von ehrenamtlichen Kräften abhängig ist. Dennoch erfahren viele Ehrenamtliche nicht die Wertschätzung und Anerkennung, die ihnen eigentlich gebührt. Wir haben fünf Tipps und Vorschläge im Umgang mit Ehrenamtlern im Sport.
Tipp Nummer 1: Erkennen Sie die Motive, die Ehrenamtliche im Sport antreiben
So vielfältig wie Menschen sind, sind auch ihre Motive, sich im Sportbereich zu engagieren. Insofern ist dieser Tipp nicht so leicht umzusetzen, wie die Überschrift suggeriert. Der DOSB identifiziert sechs Grundmotive für ein Engagement im Sport:
- Altruistische Motive (also das Bedürfnis, sich für andere Menschen einzusetzen),
- Partizipation und sozialer Anschluss,
- Selbsterfahrung,
- Kompetenzerweiterung,
- Anerkennung, und den
- Spaßfaktor.
Sie müssen also damit rechnen, dass sich unter Ihren ehrenamtlichen Kräften diverse Menschentypen wiederfinden: vom Jugendtrainer, der die Mannschaft trainiert, in der sein Sohn oder seine Tochter spielen, über den Abiturienten, der lediglich ein kurzfristiges Engagement anstrebt, um einen Tätigkeitsnachweis für seine anstehende Bewerbungsphase zu erhalten bis hin zum loyalen Ehrenamtlichen, der schon jahrzehntelang für Ihre Organisation oder Ihren Verein tätig ist.
Die Motive sind also sehr individuell geprägt. Wenn Sie dies berücksichtigen, können Sie nicht nur einiges zur Zufriedenheit Ihrer Ehrenamtlichen beitragen, sondern auch gezielt Ehrenamtliche akquirieren.
Tipp Nummer 2: Bieten Sie einen Mehrwert für Ehrenamtliche an
Ehrenamtliche opfern ihre Zeit für Sie und Ihre Organisation. Zwar tun dies (noch) sehr viele ehrenamtliche Kräfte aus den oben angesprochenen altruistischen Motiven, aber immer mehr Ehrenamtliche suchen nach einem persönlichen Nutzen für ihren Zeitinvest. Vergessen Sie in diesem Kontext nicht, dass auch Sie Ehrenamtlichen einiges zu bieten zu haben, so zum Beispiel:
- Das Angebot von Referenzen für den Lebenslauf, inklusive dem schriftlichen Bescheinigen von Qualifikationen. Einige Bundesländer bieten zudem das amtliche Bescheinigen von im Ehrenamt erworbenen Qualifikationen (z.B. Kompetenznachweis Hessen),
- Das Ausprobieren von Tätigkeiten, für die in der freien Wirtschaft spezielle, nachgewiesene Qualifikationen von Nöten wären,
- Eine besondere Nähe zur Sportart, evtl. unmittelbaren Kontakt zu Stars/Athleten. Das schließt auch einen freien Eintritt mit ein,
- Das Erwerben von Trainerscheinen, Lizenzen oder Qualifikationen über die Organisationen selbst oder die Landesverbände, bzw. den DOSB, und
- Weitere Mehrwerte, die sich aus dem Kontext Ihrer Organisation oder Ihres Vereins ergeben.
Tipp Nummer 3: Bauen Sie ein Ehrenamtsmanagement auf
Die gesteigerten Anforderungen an den Sport schaffen ein Spannungsfeld zwischen dem gesteigerten Bedarf an Helferinnen und Helfern bei gleichzeitig immer professioneller werdenden Tätigkeiten und den Wünschen und Bedürfnissen der Ehrenamtlichen. Um diesem Spannungsfeld gerecht zu werden, ist ein Ehrenamtsmanagement innerhalb einer Organisation oder eines Vereines erforderlich.
Neben der Bedarfsermittlung und der koordinierten Akquise von Ehrenamtlichen, müssen Prozesse zur Ehrenamtsbetreuung, Motivation, Begleitung, Einarbeitung und Unterstützung vorhanden sein. Sie sollten die Partizipation von Ehrenamtlichen als eine Art Lifetime-Cycle begreifen, der vom Interesse bis hin zum Ende eines Engagements reicht. Wichtig ist im Ehrenamtsmanagement ebenso, dass der Einsatz von ehrenamtlichen Helfern immer wieder evaluiert wird, um aus Fehlern des internen Ehrenamtssystems zu lernen.
Tipp Nummer 4: Schaffen Sie vielfältige Aufgaben und Freiräume
Wer seine Ehrenamtlichen immer auf die gleichen Positionen „einsperrt“, läuft Gefahr, recht schnell die Laune seiner Helferinnen und Helfer zu vergrämen. Auch wenn monotone Tätigkeiten unter anderem an Spieltagen sein müssen, probieren Sie beispielsweise ein Rotationssystem aus, um möglichst Vielfalt in die Ehrenamtsarbeit zu bringen. Ehrenamtliche reflektieren wesentlich sensibler, ob sie bestimmte Tätigkeiten in ihrer Freizeit unentgeltlich absolvieren wollen, als zum Beispiel eine angestellte Kraft.
Sie müssen auch damit leben, dass Ehrenamtliche mehr Freiräume in Anspruch nehmen werden. Lassen Sie Ehrenamtlichen ihre eigenen Wege. Schränken Sie Tätigkeitsabläufe nicht durch unflexible Vorgaben ein. Solange die Ziele zufriedenstellend erreicht werden, dürfen Sie gerne den Eigensinn von Ehrenamtlichen zulassen.
Tipp Nummer 5: Erkennen Sie die Leistungen Ihrer Ehrenamtlichen an
Im Lead dieses Artikels haben Sie erfahren, welche Wirtschaftskraft Ehrenamtliche in Deutschland darstellen. Wenn Sie ehrlich sind, werden Sie zugeben müssen, dass auch Ihr sportlicher Betrieb ohne Ehrenamtliche nicht aufrechtzuhalten ist. Also sollten Sie unbedingt die Leistung ihrer Ehrenamtlichen wertschätzen.
Dazu gehört nicht nur das regelmäßige und ehrliche (persönliche) Dankeschön, sondern auch das Anbieten von Goodies:
- Übertragen von größerer Verantwortung,
- Ausreichendes Einbinden und Informieren,
- Besondere Veranstaltungen zur Belohnung von Ehrenamtlichen, wie z.B. Grillfeste, Weihnachtsfeiern, Sponsorenevents, etc.,
- Besondere Meet-and-Greets mit den Stars ihrer Organisation oder ihres Vereins,
- Fortbildungen und Qualifikationsmaßnahmen für Ehrenamtliche,
- Einige Bundesländer bieten Ehrenamtskarten an, wie z.B. die „Ehrensache“ Nordrhein-Westfalen,
- Zuwendungen, wie Gutscheine, etc.
Seien Sie kreativ! Schauen Sie, welche Anerkennung Sie Ihren ehrenamtlichen Mitarbeitern zuteilwerden lassen können. Berücksichtigen Sie dabei unbedingt auch lokale Eigenarten ihrer Organisation oder ihres Vereins.
Sie werden feststellen, dass das Ehrenamtswesen in Ihrer Tätigkeit keine untergeordnete Rolle einnehmen darf. Sie laufen sonst Gefahr, die Unterstützung ihrer Helferinnen und Helfer zu verlieren. Und das kann mitunter fatal werden und ihren sportlichen Betrieb ernsthaft gefährden oder zumindest einschränken.
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Hilfreiche Ressourcen
Die Broschüre des DOSB zum Thema „Ehrenamt und Freiwilliges Engagement im Sport“, abrufbar unter http://www.ehrenamt-im-sport.de/fileadmin/fm-dosb/aktuell/Pro_Ehrenamt/DOSB-Broschuere-Ehrenamt_Engagement_2015.pdf
Kompetenznachweis Hessen, mehr Informationen unter https://www.kompetenznachweis.de/.
Ehrenamtskarte „Ehrensache“ Nordrhein-Westfalen unter http://www.ehrensache.nrw.de/.
Quellen
(*) = Breuer, C. (2011). Sportentwicklungsbericht 2009/2010: Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland. Köln: Sport und Buch Strauß.