Spätestens seit der COVID-Pandemie kommt dem Sport im Freien eine besondere Zuwendung zu. Der Deutsche Olympische Sportbund hat der Sportentwicklung im Freien jetzt einen eigenen Thementag gewidmet. Hier sind unsere Erkenntnisse davon.
Am Donnerstag, den 29. August 2024, fand der Thementag „ReStart-Programm: Sport im Freien“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) statt. Die Veranstaltung bot eine Plattform für einen intensiven Austausch über die Zukunft des Sports im Freien und beleuchtete verschiedene Aspekte, die für Sportvereine und die breite Öffentlichkeit von Bedeutung sind. Insgesamt fünf hochkarätige Speaker teilten ihre Expertise und gaben wertvolle Impulse für die Sportentwicklung in Deutschland.
Christian Siegel: Sportentwicklung individuell gestalten
Den Auftakt machte Christian Siegel, Ressortleiter „Sportstätten und Umwelt“ des DOSB. Er betonte, dass es keinen universellen Ansatz zur Sportentwicklung im Freien gibt. „Jeder Verein muss individuell auf die Bedürfnisse seiner Mitglieder und seiner Umgebung eingehen“, so Siegel. Er hob hervor, dass bereits die Hälfte der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger Sport in selbstorganisierten Gruppen betreibt. Dies sieht der DOSB jedoch nicht als Konkurrenz zu den traditionellen Sportvereinen, sondern als wertvolle Ergänzung.
Siegel wies zudem auf einen dringenden Sanierungsbedarf von mindestens 31 Milliarden Euro in deutschen Sportstätten hin, was die Notwendigkeit kreativer und attraktiver Sportangebote im Freien unterstreicht. „Sport im Freien steigert das Image durch die Sichtbarkeit von Sportvereinen. Es ist quasi Werbung zum Ausprobieren“, sagte er. Sein Appell an die Vereine lautete daher: „Zukunft des Sports im Einklang mit der Natur gestalten.“ Weitere Informationen dazu sind auf der DOSB-Webseite zu finden.
Michael Weber: Innovative Outdoor-Sportangebote im Verein
Als nächster Redner stellte Michael Weber, Geschäftsführer des TuS 05 Oberpleis, die Erfolge seines Vereins im Rahmen des EU-geförderten Projekts SPORTOUT vor. Der TuS 05 Oberpleis hat innovative Sportangebote wie „Bootcamps“ und „Natural Olympics“ entwickelt, die nicht nur die Sichtbarkeit des Vereins erhöhten, sondern auch neue Mitglieder gewannen.
Der Verein hat sich erfolgreich in verschiedene Bereiche gegliedert, darunter Wettkampfsport, Gesundheitssport (also Rehasport) und Erlebnissport. Ein besonders bemerkenswerter Trend ist, dass der Verein im Schnitt älter, aber auch weiblicher geworden ist, da jetzt insbesondere Rehasport gezielt nachgefragt wird. Insgesamt ist die Mitgliederzahl gestiegen. Weber betonte, dass die Integration in die Stadtgesellschaft ein Schlüssel zum Erfolg sei. Durch gezielte Werbung und Angebote für die breite Öffentlichkeit konnte der Verein sich nachhaltig positionieren.
Prof. Dr. Sven Schneider: Klimawandel und seine Auswirkungen auf den Freiluftsport
Prof. Dr. Sven Schneider vom Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin lenkte die Aufmerksamkeit auf die Herausforderungen, die der Klimawandel für den Freiluftsport mit sich bringt. Er warnte vor intensiveren und längeren Hitzewellen sowie vor zunehmenden Extremwetterereignissen, die eine erhöhte Unfallgefahr darstellen und die UV-Exposition erhöhen.
Schneider machte deutlich, dass Anpassungen notwendig sind – sowohl auf individueller als auch auf institutioneller Ebene. „Jeder Einzelne kann sich an die Veränderungen anpassen, beispielsweise durch das Befolgen von Hitzetipps oder das Aufstellen von Zelten“, so Schneider. Gleichzeitig sind aber auch Verbände gefordert, etwa durch Regeländerungen wie die Einführung von Trinkpausen oder geänderten Wettbewerbsregularien, was den Hitzeschutz angeht. Auch auf den ersten Blick kuriose Maßnahmen müssen zukünftig gedacht werden: haben Sie schon mal an das Einholen von Einverständniserklärungen zur Entfernung von Zecken bei Wettbewerbsfahrten gedacht?
Olympiateilnehmer Katharina Steinruck und Sideris Tasiadis: Ein Plädoyer für den Freiluftsport
Den Abschluss bildeten die Olympiateilnehmer Marathonläuferin Katharina Steinruck und Kanute Sideris Tasiadis. Mit ihrem flammenden Plädoyer riefen sie dazu auf, die Sportentwicklung von Outdoor-Sportarten weiter voranzutreiben und so die Sportbasis in Deutschland zu stärken. Beide betonten, wie wichtig es sei, Sportangebote im Freien zugänglich und attraktiv zu gestalten, um Menschen jeden Alters und jeder Fitnessstufe zu erreichen.
Fazit
Der Thementag des DOSB hat eindrucksvoll gezeigt, wie vielfältig und herausfordernd die Sportentwicklung im Freien ist. Die Kombination aus individueller Anpassung, kreativen Angeboten und der Berücksichtigung klimatischer Veränderungen bietet eine solide Grundlage, um Sport im Freien zukunftsfähig zu gestalten. Sportvereine sind aufgerufen, diese Impulse aufzugreifen und die Zukunft des Sports aktiv mitzugestalten – im Einklang mit der Natur und den Bedürfnissen der Gesellschaft.
Denn ein erwähntes Faktum dieses Thementages bleibt besonders hängen: 20% der Deutschen bewegen sich in keinster Weise sportlich. Das muss sich ändern.