Soziale Netzwerke bieten in der Regel Features und Hilfen für Menschen an, die einen oder mehrere Sinne nicht einsetzen können. Nicht nur die Player im Sport haben hier eine besondere gesellschaftliche Verantwortung, ihrem eigenen Inklusionsanspruch nachzukommen, sondern wir alle! Die Realität sieht oft aber anders aus.
Ich bin sehend und hörend und bin mir beim Schreiben dieses Blogbeitrages nicht sicher, ob ich mir überhaupt anmaßen darf, das Folgende zu schreiben. Wirklich nicht. Denn mir fehlt die Perspektive dazu. Wahrscheinlich ist der Fakt, dass ich an dieser Stelle nur über Hör- und Sehbeschreibungen schreibe, genau Beleg dafür, dass ich selbst an den Grundzügen der Inklusion scheitere. Aber mein innerlicher Sinn sagt mir, dass dieser Blogbeitrag mit passendem Video dazu vielleicht ein Reflektieren anregen könnte, gerade für diejenigen, die schlichtweg nicht über Inklusion nachdenken. Oder für diejenigen, die Inklusion fordern, aber bei den Mindeststandards schon Kompromisse eingehen.
Seitdem die großen sozialen Netzwerke die Informationsmärkte erobert haben, gibt es auch die selbst ernannten Coaches und Berater, Marketinggurus und Algorithmen-Flüsterer, die Ihnen Tipps an die Hand geben, wie sie die Aufmerksamkeitsökonomie Ihrer Zielgruppe wecken können. Emojis, Sonderzeichen, Fettdruck und Ähnliches sollen User dazu animieren, beim Scrollen stehen zu bleiben und Ihre Posts zu konsumieren. War das zunächst auf Facebook und Twitter der Fall, rollt die Welle nun über die berufliche Plattform LinkedIn. Mit Folgen! Denn solche Stilmittel grenzen gezielt Menschen aus. In diesem Beispiel diejenigen User, die einen Screenreader nutzen.
Es liegt an uns allen, Barrieren in der Kommunikation abzubauen. Das ist nicht Kernaufgabe von irgendwelchen Organisationen und Trägern, sondern die Inklusion von behinderten Menschen fängt beim Individuum an. Daher sei dieser Blogeintrag mit seinem fünf Tipps nicht nur an die Organisationen im Sport sondern an Sie alle gerichtet:
Must-do Nummer 1: die Bildbeschreibung
Egal, ob Facebook, Instagram, Twitter oder Mastodon, alle diese Plattformen unterstützen die Funktion der Bildbeschreibung. Das Bild ist im Post selbst häufig die wichtigste Information. Sei es eine Fotografie oder ein sogenanntes Sharepic (also den Träger einer Botschaft auf einem meist farbigen Hintergrund), die Bildbeschreibung ist für das Verständnis von sehbehinderten Usern essentiell. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband hat hier eine Anleitung erstellt, die Social-Media-Usern hilft, Bildbeschreibungen zielgerichtet einzusetzen. Dort ist auch erklärt, wie man das auf den einzelnen Plattformen leicht selbst erledigen kann. Die Bildbeschreibung ist ein essentielles Tool, das hilft, blinden und sehbehinderten Menschen den Zugang zu Ihrem Informationskontext zu geben. Dieser Tipp kann übrigens auf die Website Ihrer Unternehmung erweitert werden. Mehr Informationen hat der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.
Must-do Nummer 2: lassen Sie Marketingstricks zu Lasten der Inklusion weg
Oben habe ich Ihnen bereits ein Beispiel gegeben, was ich damit meine. Setzen Sie Emojis in ihren Posts sparsam ein. Lassen Sie Spielchen mit Unicode-Zeichen, die fettgedruckten oder sonstig irgendwie veränderten Text veröffentlichen. Was in Ihren Augen schön und spektakulär aussehen mag, schließt Menschen gezielt von Ihren Informationen aus. Anders gesagt: verwenden Sie solche Tricks, betreiben Sie gezielte Exklusion!
Dazu passt mein kleiner Clip aus der Serie „Denkimpuls“:
Must-do Nummer 3: untertiteln Sie Ihre Videos
Die schönste Videoaufnahme und das interessanteste Interview helfen gehörlosen oder schwerhörigen Menschen nichts, wenn die Clips nicht untertitelt sind. YouTube beispielsweise bietet in YouTube-Studio eine eigene Funktion für Untertitel an. Dieser Editor bietet sich auch an, um Untertitel für andere Plattformen, wie Twitter, LinkedIn und Facebook zu erstellen. Dort müssen Untertitelungsdateien mit dem Video hochgeladen werden. Im oben genannten Clip können Sie die Untertitel mit einem Knopfdruck aktivieren und ein Beispiel betrachten.
Must-do Nummer 4: Hashtags clustern
Hashtags sollten so angelegt sein, dass einzelne Worte verständlich bleiben. Auch dieser Hinweis zielt mitunter auf die Screenreader ab. Schreiben Sie also #IchTreibeSport statt #ichtreibesport. Für die Suchmaschinenfunktionalität innerhalb der sozialen Netzwerke macht die veränderte Schreibweise keinen Unterschied.
Must-do Nummer 5: auf die Sprache achten
Auch im Kontext der Inklusion gilt: verständliches Texten ist Trumpf! Zugegeben, dass ich mich mit diesem Must-do selbst immer am schwersten tue. Texten Sie unkompliziert und möglichst ohne Fremdwörter. Kurze und knappe Sätze sind besser als Satzeinschübe. Leichte Sprache ist besser als Formalsprache. Die Initiative Barrierefrei Posten gibt hier hervorragende Tipps dazu.
Wenn wir gemeinsam immer wieder reflektieren, wie und wo wir – mitunter versehentlich, aber auch bewusst – behinderte Menschen ausgrenzen, dann können wir das Internet zu einem besseren Ort machen. Es ist wichtig, dass wir uns alle selbst zu einer inklusiven Gesellschaft verändern. Die kleinen Schritte im Alltag sind dazu ein erster Schritt.