Es ist das Aushängeschild einer jeden Unternehmenspräsentation auf Messen und Kongressen: der Messestand mit seiner Messewand. Dabei zählt auch hier das Credo „teurer, größer und luxuriöser“ muss nicht unbedingt zweckmäßig sein. Auch und gerade an pompösen Messeständen und vor riesigen, glänzenden Messewänden beißen sich Medienvertreter häufig die Zähne aus, egal ob aus Journalismus oder PR.
Titelfoto: (c) Uri Tours, CC Commons Lizenz.
Es ist eine wackelige Konstruktion. Ich stehe auf einem Bierkasten, mein Kamerastativ auf drei weiteren. Mein Gegenüber – etwa genauso groß – steht ca. 1 m entfernt ebenfalls auf einem Bierkasten. Ich schwanke beim Filmen etwas, weil meine Schuhe nicht ganz auf dem unebenen Notkonstrukt unter mir Platz finden. So wirklich wohl fühlt sich der Interviewte auch nicht: im Gegenteil! Immerhin habe ich jetzt den Interviewpartner mitsamt seines im Hintergrund leicht unscharf eingefangenen Firmenlogos gemeinsam im Bild. Warum nur ist das Logo nur einmal auf der riesigen Werbeplane des Messestandes abgebildet? Und auch noch oben links in der Ecke?
Der durchaus großflächige Messestand ist ein Beispiel dafür, dass man bei der Entwicklung und Umsetzung des Selbigen nur an eine Dialoggruppe gedacht hat: die Messebesucher. Medial betrachtet ist der Messestand sowohl für die eigenen PR-Fotografen als auch für Journalisten und Filmemacher wie uns ein reines Desaster. Warum und welche Bedürfnisse medial an Messestände heute bestehen, erkläre ich in den folgenden 6 Tipps:
Tipp 1: Bei der Entwicklung von Messeständen nicht nur die Messeperspektive berücksichtigen
Vordergründig liegt auf der Hand, dass Messestände für den Einsatz auf Messen und Kongressen entwickelt werden. Bedenken Sie bitte aber auch, dass Sie mit einem Messeauftritt nicht nur das Publikum vor Ort erreichen wollen, sondern auch erhebliche Chancen bestehen, sich mit seiner Botschaft in Fachpublikationen, sozialen Netzwerken, Messeclips, etc. zu platzieren. Versuchen Sie in der Gestaltung eines Messestandes alle wichtigen Zielgruppen zu berücksichtigen. Nicht immer wird man all‘ diese Personen zufriedenstellen können, aber Sie erreichen mit einer guten Analyse eine deutlich passendere Darstellung für Ihren Einsatzzweck. Beziehen Sie in Ihre Überlegungen auch Aspekte wie beispielsweise Barrierefreiheit, Multimedialität und Interaktivität mit ein.
Tipp 2: Achten Sie auf die Platzierung von Logos und Botschaften
Stellen Sie sich eine Sponsorenwand bei einem Sportevent vor. Warum denken Sie, sind die Logos so angeordnet, wie sie dort aufgebracht sind? Übertragen Sie Ihren Gedanken mal auf einen Messestand. Auch dort wollen Ihre Produkte oder Mitarbeiter von Ihnen aufgenommen, fotografiert und interviewt werden. Würden Sie dann nicht begrüßen, wenn Ihr Unternehmenslogo oder vielleicht sogar Ihr Claim oder Ihre Botschaft im Hintergrund sichtbar wären? Bringen Sie Ihr Unternehmenslogo auch in Höhen ein, die von Kameras eingefangen werden können. Hohe Messestände können attraktiv aussehen. Ein riesiges Logo in 3,5m Höhe wird Ihnen aber nur noch einen Bärendienst beim Fotografieren leisten.
Tipp 3: Leuchten Sie Ihren Messestand gut aus!
Diesen Tipp berücksichtigen Sie bitte nur dann, wenn Sie ausdrücklich möchten, dass Sie oder Ihre Produkte in Szene gesetzt werden. Wenn Sie wünschen, dass eine mediale Verbreitung erfolgt, leuchten Sie Ihren Messestand hell und angenehm aus. Das zieht Fotografien und Kameramänner an. Das Ganze gilt natürlich nicht, wenn Sie Prototypen präsentieren, die besser nicht ihren Weg in die Medien finden sollten.
Tipp 4: Prüfen Sie Ihre verwendeten Materialien
Hochglanz mag hübsch und edel anzusehen sein, gerade bei Druckwänden. Unglücklich sind sie allemal, wenn irgendwo optische Grundprinzipien zum Tragen kommen. Hochglanz reflektiert. Und das will man im Hintergrund weder bei der Fotografie (mit dem Blitz blitzt dann eine glänzende Rückwand mit) noch beim Filmen.
Tipp 5: Probieren Sie mögliche Blickwinkel
Am Besten wissen Sie, wie Ihr Messestand wirkt, wenn Sie selbst versuchen, Ihr Geschehen mit einem Foto einzufangen. Welche Winkel würden Sie nutzen, um Produkt und Logowand einzufangen? Wie möchten Sie, dass Ihre Produkte in Szene gesetzt werden? Welche Möglichkeiten bieten sich überhaupt? Wenn Sie das genau wissen, können Sie entsprechende Empfehlungen auch an anwesende Medienvertreter weiterleiten. Es lassen sich so auch gewisse Procedere an das unternehmenseigene Messepersonal kommunizieren.
Tipp 6: Hashtags schaffen Wiedererkennung
Sie wollen, dass Ihre Besucher in den sozialen Netzwerken über Sie schreiben, Fotos oder Filme veröffentlichen? Dann arbeiten Sie mir Hashtags. Gerade auf dem Kurznachrichtendienst Twitter und dem Bilder- und Videodienst Instagram sorgen die kleinen Schlagwörter für eine Wiedererkennung des Contents.
Wir hoffen, diese sechs Tipps helfen dabei, die mediale Perspektive bei der Entwicklung von Messewänden und -ständen zu berücksichtigen. Auch im Hinblick auf unsere eigene Arbeitssicherheit hoffen wir, dass die Zeit von Bierkasten-Podesten zukünftig vorbei sind… denn der Bierkasten sollte doch eigentlich eine ganz andere Bestimmung pflegen: nämlich das „Prost!“ nach dem anstrengenden Messetag.